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NachSITZen von Martin Rütter – Eine Rezension

Gerade einmal eine Dreiviertelstunde bin ich nun zurück von einem Abend in der Barclay-Card Arena mit Martin Rütter und seinem aktuellen Programm NachSITZen. Frisch und frei von der Leber weg folgt hier eine ehrliche Rezension zu NachSITZen.

Rütter als Hundehalter

Das Programm versteht sich als zweiter Teil des vorherigen Tourprogramms von Martin Rütter mit dem Titel „Der tut nix!“. Wer dieses nicht gesehen hat, kommt dennoch gut in der Show mit. Wer aber, wie ich, zweimal drin gesessen hat, dem werden die eine oder andere Parallele und eine manchmal leicht umformulierte Pointe in NachSITZen auffallen. Das ist nicht weiter störend, aber eben doch so prägnant, dass es sich nicht einfach ignorieren lässt.

Positiv fiel mir auf, dass sich NachSITZen zumindest nach meinem Empfinden deutlich persönlicher zeigte. Herr Rütter hatte Spaß daran, von sich als Hundehalter, seiner verstorbenen (und hörbar geliebten) Golden Retriever Hündin Mina zu erzählen, ebenso wie von seinen zwei neuen Hunden Emma und Abbey, die beides Tierschutzfälle sind. Wie Rütter-Fans, die den Facenookaccount des Hundetrainers verfolgen, wahrscheinlich schon vor dem Programm wussten, stammt die Rhodesian Ridgeback Hündin Abbey aus dem Tierheim, der Australian Shepherd-Terrier Mischling Emma lief dem Dogfather der Hundeerziehung, wie ihn sein Merchendising mit Augenzwinkern nennt, aus schlechter Haltung zu und erkämpfte sich damit quasi selbstständig ein besseres Leben. Für mich sind die Sequenzen, in denen Rütter aus seinem eigenen Leben als Hundehalter berichtet, grundsätzlich die, die mich am meisten fesseln. Warum? Weil sich der Hundetrainer hier grundsätzlich selbstkritisch und humorvoll zeigt. Die Meinung seiner schärfsten Kritiker, er wäre arrogant und würde nur seine Trainingsmethoden als die ultimativ richtige verkaufen, kann ich nicht teilen.

Über Rasselisten und Rasseklischees

Es ist einige Monate her, da sorgte eine falsche Zitierung in einer Zeitschrift für einen Aufschrei unter Hundehaltern. Angeblich habe Rütter sich abschätzig über Listenhunde geäußert und diese ebenso verurteilt wie die Regenbogenpresse es gerne tut. Ich muss an dieser Stelle betonen, dass ich auf diesen Zug nie aufgesprungen bin und es mich daher auch nicht verwundert – aber natürlich hoch erfreut – dass Martin Rütter sich komplett gegen Rasselisten ausspricht. Das bedeutet nicht, dass er nicht die sehr klare Meinung vertritt, dass bestimmte Rassen eben aufgrund von jahrhundertelanger Züchtung auch bestimmte Charaktereigenschaften mitbringen, die es vor der Anschaffung eines Hundes zu beachten gilt. Gerade seine sehr detaillierte, fundierte und gut vermittelte Rassekunde ist es auch, die mir ebenfalls an ihm als Hundetrainer generell, aber auch an seinen Shows sehr gefällt.

 

Muss das sein?

Im Gegensatz zu seinen Seminaren sollen die Shows von Martin Rütter natürlich eins: unterhalten. Der Hundetrainer streut aber immer wieder sehr interessante, biologische, evolutionäre und tierpsychologische Fakten ein und gestaltet den Abend so humorvoll und informativ zugleich.

Beim humorvollen Teil bedient er sich natürlich auch gerne an Situationen aus dem „richtigen“ Leben. Das ist grundsätzlich amüsant und hat an den meisten Stellen auch meine Lachmuskeln trainiert. An einer Stelle jedoch nicht: in dem Moment, als Herr Rütter sich abschätzig über Katzen äußerte.

Nein, das bedeutet nicht, dass ich keinen Humor habe. Ich fühle mich auch nicht persönlich beleidigt, wenn Rütter sagt, Katzenhalter seien in seiner Show um „endlich auch mal unter Menschen zu sein“. Ob es allerdings nötig ist, Katzen einmal wieder zu unterstellen sie freuen sich nicht, wenn ihre Halter nach Hause kommen, gingen keine Bindung ein und würden ihre Menschen nicht lieben, dann ist dieses schon längst abgedroschene Vorurteil etwas zu viel des Guten. Und auch das Zitat „Ein Hund denkt: Sie lieben mich, sie pflegen mich, sie füttern mich. Sie müssen Götter sein.
Eine Katze denkt: Sie lieben mich, sie pflegen mich, sie füttern mich. Ich muss ein Gott sein.“ ist so alt, dass es nach einem Ersatz schreit.

Muss man Hunde und Katzen denn immer vergleichen und müssen Halter, die übrigens meistens ausschließliche Hundehalter sind, grundsätzlich in Konkurrenz treten und unreflektierte Vergleiche ziehen? Diese Scherze sind kein guter Wein, der mit den Jahren besser wird, sondern das Brot, das anfängt zu schimmeln.

Übrigens: meine drei Katzen begrüßen mich an der Tür und sind sehr interessiert an meinem Wohlbefinden. Nix mit Egoismus.

 

Lustige Fragerunde

Während der erste Teil der Show darin bestand, das Alphabet mit typischen Schlagwörtern aus der Hundewelt abzugehen (und ich frage mich immer noch, was es über mich aussagt, dass ich wusste was ein Xoloitzcuintle ist) eröffnete Rütter den zweiten Teil der Show nach der Pause mit einer lustigen Fragerunde. Zuvor hatten die Zuschauer die Möglichkeit gehabt, Fragen in ein bereitgestelltes Kästchen auf der Bühne zu legen. Eine interessante Aktion, bei der natürlich auch getestet werden konnte, wie sehr Martin Rütter auch Standup-Comedian ist oder spontan Lösungen für Probleme in der Hundeerziehung findet. Rütter schlug sich hier souverän und sympathisch, so wie ich es auch erwartet hatte.

Etwas schade fand ich, dass einige Fragen aussortiert werden mussten, weil sie (zu) persönlich waren. Hier zeigte sich einmal mehr, dass leider viele Menschen und Zuschauer Martin Rütter nur noch als Fernsehstar und Promi betrachten, nicht aber als „normalen“ Hundetrainer. Diese Idolisierung ist weder für Rütter angenehm, noch für die Hunde und leider auch auf Facebook oft zu beobachten. Da sind Menschen, die ein sehr dringendes Problem mit ihrem Hund haben und doch nicht in der Lage sind, einmal zu einem anderen Hundetrainer, vielleicht sogar zu einem der vielen lizensierten D.O.G.S.-Trainer zu gehen, statt zu Martin Rütter. Die Folge: Das Problem bleibt für Mensch und Hund ungelöst.

 

Fazit

Alles in allem war „NachSITZen“ ein abwechslungsreiches und buntes Programm, das ich gerne gesehen habe und das auch Klassiker wie die verrücktesten Hundeprodukte wieder aufgriff. Wer NachSITZen noch nicht gesehen hat, dem kann ich es auf jeden Fall empfehlen. Dennoch werde ich, trotz des Zusatztermins in Hamburg am 04.02.2017, im Gegensatz zu „Der tut nix!“ kein zweites Mal in diese Show gehen. „NachSITZen“ konnte mich streckenweise einfach nicht so sehr überzeugen wie sein Vorgänger. Dennoch: ich freue mich auf die DVD – die es im übrigen schon im Handel gibt und die wohl auf meinem Weihnachtswunschzettel landen wird – vor allem aber auf Rütters nächstes Live-Programm. Dann, hoffentlich, ganz ohne ausgenudelte Katzenlästereien.

Sie waren auch in der Show? Teilen Sie ihre Meinung gerne mit mir in den Kommentaren oder auf der Wissgetierig Facebook-Seite.

Kategorie: Featured, Hunde

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Als freie Online-Redakteurin lebe und arbeite ich in Hamburg. Tiere waren schon immer meine Leidenschaft und mit Wissgetierig habe ich mir einen Traum erfüllt: Ein eigenes Blogazin rund um das Thema Tiere, mit Artikeln die Mehrwert bieten.

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