„Gott schuf die Katze, damit der Mensch einen Tiger zum Streicheln hat“, so lautet ein Sprichwort des französischen Schriftstellers Victor Hugo, das unter Katzenliebhabern weit bekannt ist. Werfen wir einen Blick auf die Bengalkatze, so schien der Tiger dem Menschen irgendwann nicht mehr genug gewesen zu sein. Sportlicher, eleganter, aber vor allem wilder sollte die Rasse sein, bei der sich Züchter den Leoparden, Schneeleoparden, Ozelots und andere Wild- und Raubkatzen zum optischen Vorbild nahmen.
Die Idee zur Bengal scheint jedoch nicht ganz ausschließlich auf die züchterischen Ambitionen einzelner zurückzuführen zu sein. Die erste Erwähnung einer angeblichen Kreuzung zwischen einer asiatischen Leopardenkatze (PRIONAILURUS BENGALENSIS, Wildtier) und den dort ansässigen, domestizierten Hauskatzen, fand bereits 1889 in einer Fachzeitschrift über Katzen erste Erwähnung. Noch als ein Gerücht, eine Sage beinahe. Von nicht überlebenden Jungtieren und infertilen (unfruchtbaren) Katern ist die Rede. Keineswegs zu Unrecht, wie sich in der späteren, gut dokumentierten Zucht der Bengal noch zeigt.
Der wilde Look hat seinen Preis
Machen wir einen großen Sprung zu dem Zeitpunkt, an dem sich vorwiegend amerikanische Züchter zur Aufgabe machten, den Zufallshybriden aus Asien zu reproduzieren und optimieren. Kurz: eine menschenbezogene, wohnungsverträgliche Katze mit wildem Aussehen zu züchten. Asiatische Leopardenkatzen, ausschließlich Kater, wurden in Gefangenschaft gehalten und mit weiblichen Hauskatzen verpaart. Was so einfach klingt war es keinesfalls, denn der exotische Zuchtplan hatte seinen Preis. Der deutlich wehrhaftere, wilde Kater griff nicht selten die rollige Hauskatze an und tötete diese sogar zuweilen. Überlebte die Katze, so waren zumindest ihre männlichen Kitten unfruchtbar und damit für die Zucht nicht weiter interessant. Einige Elterntiere hatten generell Schwierigkeiten, die für sie artfremden Jungtiere als ihre eigenen anzunehmen, so dass es häufiger zu Handaufzuchten kam. Es war also nicht alles so harmonisch und schön wie das Äußere der Tiere zu den Beginnen der Bengalzucht. Heute finden Hybridenkreuzungen bei Bengalen – anders als beispielsweise der Savannah oder der Caracat – nur noch selten statt. Das macht die Zucht inzwischen vielleicht einfacher, jedoch keinesfalls günstiger. Mit der zunehmenden Einkreuzung von Hauskatzen und anderer Rassekatzen (Abessinier, Ocicats, Agyptian Mau) verliert sich natürlich das wilde Aussehen der Bengal und die klar angegrenzten Spots. Für gute und typvolle Zuchttiere gehen daher nicht selten über 3000€ über den Tisch. Auch Liebhabertiere sind von seriösen Züchtern nicht selten nur weit über dem „üblichen“ Preis (500 – 800 €) von anderen Rassekatzen zu bekommen. Auf das Geld schauen darf dennoch nicht, wer eine gesunde und vor allem menschenbezogene Bengalkatze sucht. Die gute und umfangreiche Sozialisierung ist bei dieser Katze noch wichtiger als bei vielen anderen Rassekatzen. Geschieht diese nicht frühzeitig und ausreichend, schlägt das Erbe der schönen „Wilden“ durch und sie wird scheu und zeitweise sogar aggressiv.
Hand aufs Herz: Wie wild ist sie wirklich?
Eine ehrliche Antwort auf diese Frage zu bekommen – auf Katzenausstellungen fast unmöglich. Nun dürfen wir nicht vergessen, dass es hier für Züchter häufig darum geht, neue Kittenkäufer kennen zu lernen und sich interessant zu machen. Nicht jedem – wenn doch, hoffentlich, den meisten – liegt dabei das Wohl der Rasse am Herzen. So ist es schon vorgekommen, dass auf die Frage „wie wild ist sie wirklich?“ mit ausweichenden Bemerkungen geantwortet wurde. Ja, jede Katze schläft bis zu 16 Stunden am Tag. Und natürlich kommt auch die Bengalkatze unserer heutigen Zeit, 17 Jahre nach ihrer Anerkennung und damit nach mehreren Generationen der Domestikation, nicht mehr frisch aus dem Dschungel. Dennoch: die Bengal ist keine normale Hauskatze. Der athletische Körper schreit nach Bewegung, will rennen und springen. Und wo wir gerade beim schreien sind – Bengalen sind fordernd. Laut fordernd. Für Menschen, die nicht nur mit sondern auch zeitweise für ihre Katze leben wollen ist das kein Problem. Und die abwechslungsreichen Lautäußerungen der Bengal unterhalten, amüsieren und suchen ihres gleichen. Leider werden die Katzen gerade ob ihres schönen Aussehens jedoch viel zu selten wegen ihres einzigartigen Wesens angeschafft. So verkommen nicht wenig Bengalen in kleinen, nicht katzengerecht eingerichteten Wohnungen. Wird die Katze laut, benutzt Möbel aus Turnmöglichkeiten oder setzt aufgrund ihrer Liebe zu Wasser mit dem Wassernapf die Küche unter Wasser, hängt der Haussegen schief.
Bengalen sind nicht für jedermann geeignet. Man muss sie wollen, die Action und Abwechslung und manchmal auch das Chaos. Wer all das willkommen heißt, und nicht gerade zeitgleich auch noch freifliegende Wellensittiche beherbergt, der wird mit der Bengal glücklich.
Für Familien mit Kindern geeignet: Meistens geeignet
Für größere Katzengruppen geeignet: Meistens geeignet
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Aktivitätslevel: Hoch
Haltungsaufwand: Mittel
Anhänglichkeit: Mäßig bis sehr anhänglich
Die Bengal und rassetypische Krankheiten
Wie bei den meisten Rassen, bei denen die Optik im Vordergrund steht, wurde auch bei der Bengal nicht immer darauf geachtet, dass Erbkrankheiten ausgeschlossen werden. Der oft hohe Inzuchtfaktor tut sein Übriges. Etwa jede sechste Bengal leidet an HCM. Ebenfalls häufig ist die progressive Retinaatrophie, bei der die Netzhaut der Katzen auf beiden Augen abstirbt. Das Tier erblindet. Eine dritte, auch häufig beobachtete Krankheit bei Bengalen ist die Trübung der Augenlinse. Interessenten von Bengalkatzen sollten Züchtern gerade wegen dieser Krankheiten auf den Zahn fühlen und genau nachfragen, was sie dagegen tun. Vor allem den jährlichen HCM Schall der Zuchttiere scheuen noch immer zu viele Züchter. Bei hochgradig betroffenen Rassen wie der Bengalkatze müssen Liebhaber jedoch darauf bestehen, nur bei Züchtern zu kaufen, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind.
du hältst oder züchtest Bengalen und kannst dieser Rassebeschreibung nicht zustimmen? Ich freue mich immer über Kritik in den Kommentaren.
Titelfoto: ©hoen_media – fotolia.com
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