„Vorsicht, die spucken!“ Das ist oft der erste Satz, den wir hören, wenn wir vor einem Neuweltkamel wie dem Lama stehen. Nicht etwa von erfahrenen Lamahaltern und -züchtern, sondern meist von besorgten Erwachsenen, die ängstlich an den Armen ihrer kleinen Schützlinge reißen. Um also eines vorwegzunehmen: Ja, Lamas können spucken. Allerdings tun sie dies nur gegenüber Artgenossen, um diese auf Distanz zu halten, ihre Rangordnung klar zu machen oder – im Falle von Stuten – um aufdringlichen Hengsten unmissverständlich verstehen zu geben, dass sie derzeit nicht deckbereit sind. Ansonsten sind Lamas als Herdentiere sehr friedlich im Umgang mit ihren Artgenossen und natürlich dem Menschen. Letztere verbindet mit den Lamas eine lange Geschichte. Die großen Neuweltkamele wurden, zusammen mit ihren Verwandten, den kleineren und stärker bewollten Alpakas, bereits vor 5.000 Jahren als Fleisch- und Wollllieferanten in ihrer Heimat, den Anden, domestiziert. In Europa sind sie inzwischen nicht nur wegen ihrer feinen Wolle, sondern auch aufgrund ihrer Führungsqualitäten sehr beliebt.
Rund 3.000.000 Lamas leben noch heute als Nutztiere in den Anden. Inzwischen wächst aber auch die Anzahl von Lamas in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Während das Fleisch hier keine Verwendung findet, schätzen Verbraucher auch hierzulande zunehmend die feine, langfaserige Wolle. Im Gegensatz zu Schafwolle ist sie frei von Lanolin, also Wollwachs, und somit auch für Wollallergiker geeignet. Dennoch ist hier Vorsicht geboten. Zur einfacheren Verwendung und Kostenreduzierung werden in vielen Kleidungsstücken Schaf- und Lamawolle vermischt. Wer ein absolut schafallergenfreies Produkt sucht, sollte daher einen genaueren Blick auf das Etikett werfen. Eine Vermischung von Lamawolle mit Seide, die auch oft vorkommt, ist hingegen unbedenklich.
Lamas als Trainer und Therapietiere
Lamas sind in der Regel gutmütige und relativ unproblematisch zu haltende Tiere. Das ist aber nicht der wichtigste Grund, wieso die Neuweltkamele immer mehr Einsatz in der tiergestützten Therapie finden. Als Flucht- und Herdentiere reagieren Lamas direkt und unmittelbar auf Menschen, die mit ihnen umgehen. Ist der Mensch zu grob oder zu unruhig und hektisch, wird das Lama die Mitarbeit verweigern und zwingt so zum Beispiel hyperaktive Kinder dazu, ihr Verhalten genauer zu reflektieren und dem Tier anzupassen. Nur so können schließlich Aufgaben, zum Beispiel eine gemeinsame Treckingtour, bewältigt werden. Doch nicht nur Kinder, auch Erwachsene profitieren von dem Umgang mit den großen Neuweltkamelen.
Manager und leitende Angestellte stehen häufig vor dem Problem, dass ihr Führungsstil bei ihren Angestellten nicht zum Erfolg führt. Ein Training mit Lamas soll hier Abhilfe schaffen, versprechen die Veranstalter. Da Lamas sich als Herdentiere nur sicheren und überzeugenden Lamaführern anschließen, die weder grob noch laut sind, können sich die leitenden Menschen hier viel Nützliches für ihren Alltag abgucken.
Fazit: Lamas können spucken – aber sie können auch noch so viel mehr.
Sie möchten mehr über Lamas erfahren? Hier finden Sie einen Artikel zur Haltung und Zucht der faszinierenden Neuweltkamele.
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